Grundsätzlich ist das Judentum keine Missionsreligion wie das Christentum. Missioniert wird allenfalls in anderen jüdischen Gruppen, nicht aber unter den Angehörigen anderer Völker (Ausnahmen Punkt 2.).
Gottes Bund mit Noah (1.Mose9,1 ff) gilt auch den Heiden. Bezüglich Sacharja 11,12 aus dem Talmud, Chullin 92a: "Rabbi Jehuda sagt: Das sind die dreißig Bewährten der Völker der Welt. Ihretwegen bleiben die Völker der Welt bestehen."
Das Judentum kennt seit Alters her die Möglichkeit, Proselyten in die Gemeinde aufzunehmen. Proselyten, das sind Menschen, die sich vom Heidentum zum Judentum bekehrt haben.
Das geschah (geschieht) in mehreren Stufen (u.A.: Gottesfürchtige sind dem Judentum nur lose verbunden / Beisaßproselyten haben Wohnrecht in jüdischen Gemeinden, halten aber nur die noachitischen Gebote / ein Proselyt ist dem Judentum voll und ganz beigetreten), wobei der Interessierte durchaus auf einer Stufe stehen bleiben konnte, ohne jeden Zwang, sich voll und ganz dem jüdischen Gesetz zu unterwerfen. Allerdings galt man dann in den Augen macher Juden noch nicht als hinzugekommen.
"Rabbi Elasar sagte: Der Heilige, gelobt sei er, hat Israel nur darum unter die Völker verbannt, damit ihnen Proselyten hinzugefügt werden, ..." (Talmud, Pesachim 87b)
Der jüdische Historiker Josephus schreibt im 1. Jh nChr. von differierenden Ansichten unter Juden, ob Neubekehrte zu beschneiden seien oder unbeschnitten bleiben könnten (JA 20,2,4).
Auch der Talmud kennt diese Auseinandersetzung:
"Ein Proselyt, der beschnitten, aber nicht untergetaucht
ist, sagt Rabbi Elieser, siehe, dieser ist ein Proselyt; denn so
finden wir es bei unseren Vätern, die beschnitten, aber nicht
untergetaucht waren. Ist jemand untergetaucht, aber nicht
beschnitten, sagt Rabbi Jehoschua, siehe, diese ist ein Proselyt;
denn so finden wir es bei den Müttern, die untergetaucht, aber
nicht beschnitten waren. Die Weisen aber sagen: Ist jemand
untergetaucht, aber nicht beschnitten, beschnitten, aber nicht
untergetaucht, so ist er kein Proselyt, ehe er nicht beschnitten
und untergetaucht ist." (Jewamot 46a)
Der Streit auf dem Apostelkonzil Apg. 15 bewegt sich also im jüdischen Rahmen und ist kein spezifisch christliches Problem.
Weiteres:
2. Mose 12, 48
5. Mose 23, 2ff , vom Talmud übrigens gemildert, Mischna Jadajim
IV,4 kennt einen Proselyten aus Ammon
Ruth 1,16
Jona
1. Makk 2, 46
Im 8. Jh nChr. ist die Oberschicht des Chazarenreiches relativ
geschlossen zum Judentum übergetreten.
Es wird für die Zukunft aber die Hinwendung aller Völker zum
jüdischen Gott erwartet.
Röm.15,9ff mit den Verweisen auf Ps.18,50 / 5.Mo.32,43 / Ps.117,1
/ Jes.11,10
Es gibt noch eine große Anzahl ähnlicher Bibelstellen.
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erstellt: 2000/2001 letzte Änderung: 24.07.2001