Die Prophezeihungen im Buch Daniel

Inhalt

1. Grundsätzliches zu Apokalyptik und Pseudonymität
2. Gliederung des Buches
3. Deutung auf ein historisches Geschehen
3.1. Das erste Reich
3.2. Das zweite Reich
3.3. Das dritte Reich
3.4. Das vierte Reich
3.4.1. allgemein, die zehn Hörner
3.4.2. Dan 11, 5-43
3.5. Lästerung des Höchsten, dreieinhalb Zeiten lang
3.5.1. Die Andersartigkeit des 11. Königs
3.5.2. Sein schlechter Charakter
3.5.3. Lästerung des Höchsten
3.5.4. dreieinhalb Zeiten
3.6. Gericht
3.6.1. allgemein
3.6.2. Der Menschensohn
3.7. Reich Gottes
3.8. Geheimhaltungsvorschriften, Zeitpunkt der Abfassung
3.9. Ein paar Spekulationen zu Daniel 9,24ff
4. Umdeutungen durch Jesus, die Offenbarung des Johannes, den Talmud, den Islam und die ZJ
5. Links und Literatur

 

1. Grundsätzliches zu Apokalyptik und Pseudonymität

Die Jahrhunderte vor und nach der Zeitwende sind im jüdischen Raum durch die Naherwartung eines wie auch immer gearteten Gottesreiches geprägt. Wichtige Zeugen sind das Buch Daniel, die ins erste bis zweite vorchristliche Jahrhundert datierenden Qumranrollen und das Neue Testament. Obwohl diese Naherwartung immer wieder enttäuscht worden ist, hat sie sich hartnäckig gehalten und hält sich auch heutzutage noch. So haben die Zeugen Jehovas zB verschiedene Endzeit-Termine berechnet: War einer verstrichen, ohne daß etwas passiert war, wurde - überspitzt formuliert - flugs ein neuer berechnet.

Die in der Naherwartung liegende Wahrheit ist offensichtlich also nicht auf der darstellenden Ebene der Sprache zu suchen. Es geht nicht um die zeitlich exakte Vorhersage zukünftiger Ereignisse, sondern es geht um die Wirkung dieser Naherwartung auf die Psyche: Einerseits um Trost in aussichtsloser Lage und andererseits um eine gewisse stimulierende Wirkung, nicht alle Vorhaben auf die lange Bank zu schieben, sondern sein Leben mit allen Fasern des Bewußtseins aktiv zu gestalten und zu genießen, im Hier und Jetzt, in Vorfreude auf das Kommende.

Das erinnert daran, was Jesus in Mt 6, 19-34 sagt: "... sorget nicht um euer Leben..." (und ich ergänze: sondern freut euch des Lebens) oder der Prediger in Pred. 2, 24: "Ist's nun nicht besser für den Menschen, daß er esse und trinke und seine Seele guter Dinge sei bei seinen Mühen? Doch dies sah ich auch, daß es von Gottes Hand kommt." Alles Mühen und Sorgen ist umsonst, wenn man es nicht auch irgendwie genießen kann, gerne macht, vgl. 1.Kor.13,1, und dieses genießen-Können ist ein Geschenk Gottes, das auch die Apokalyptik vermitteln will.

Nun muß man freilich fragen, ob die Menschen da nicht auf den Leim geführt werden. Nicht nur, daß die Naherwartung im historischen Sinn regelmäßig enttäuscht wurde und wird, auch der Verfasser des Daniel-Buches bleibt im Verborgenen, mag seinen eigenen Namen nicht als den des Verfassers nennen, sondern schreibt seine Worte dem Daniel zu, der Jahrhunderte vor Abfasssung des Daniel-Buches gelebt hatte.

Es gibt in der Bibel keine wirkliche Vorhersage der Zukunft.
Pinchas Lapide schreibt dazu: "Dieser Prophetenschrei kann als Mahnrede, als schroffe Zurechtweisung, in Form von furchterregenden Weherufen, als apokalyptisches Drohwort oder als brutale Schelttirade, aber auch als bedingte Heilszusage oder als Lockruf der Liebe Gottes erklingen. Alle Register der Polemik und der Rhetorik werden gezogen, um Israel zurückzurufen zum seinem Vater im Himmel, der auf die Reumut seines Volkes wartet. Kurzum, die "Propheten" beschäftigen sich mit allem möglichen - oft auch unmöglichem - mit einer bemerkenswerten Ausnahme: der eigentlichen Prophetie im klassischen Sinne des Wortes, nämlich als das Vorhersagen der Zukunft." (Ist die Bibel richtig übersetzt, GTB 1415, 3. Auflage 1989, Seite 48)
Das ist sicher etwas überspitzt formuliert, deckt sich in der Tendenz aber mit meiner Ansicht.

Das Buch Daniel steht in der hebräischen Bibel zudem nicht bei den Propheten, sondern zwischen den "Schriftwerken", also mittenmang Hiob, Sprüche Salomos, Psalmen, usw., konkret zwischen den Büchern Esther und Esra. Allein daraus kann man schon sehen, daß es nicht primär um die Vorhersage der Zukunft geht.

Wenn nun jemand die historische Geschichte so aufschrieb, als ob sie vor langer Zeit von einem Mann namens Daniel, so wie sie dann geschehen war, vorhergesehen worden wäre, dann lautet die darin implizierte Aussage:

Das zukünftige Gottesreich ist euch so gewiß, wie alle anderen "Vorhersagen" auch "eingetroffen" sind. Die in der Naherwartung liegende Wahrheit wird also noch einmal auf besondere Weise für beachtenswert erklärt.

Zwar wird ein zukünftiges Geschehen geschildert, aber dabei geht es mE. mehr um die Gegenwart: Um das Verhalten der Menschen, das sich an der hypothetischen Zukunft ausrichten soll.

Ob in der Naherwartung aber tatsächlich eine Wahrheit verborgen liegt, kann letzten Endes nur die Erfahrung zeigen: Macht man etwa mit der Regel "lebe so, als ob jeder Tag der letzte sei" gute Erfahrungen, dann liegt in der Naherwartung Wahrheit, dann ist immer Endzeit.

Ob es gerechtfertigt ist, mit "unlauteren" Mitteln wie z.B. der Pseudonymität auf sie aufmerksam zu machen, darüber kann man geteilter Meinung sein.

Man muß sich erstens fragen, ob Pseudonymität damals, vor über 2000 Jahren, überhaupt als unlauter angesehen worden ist. Schließlich war sie weit verbreitet.

In vielen apokryphen Apokalypsen soll man einen Punkt finden können, bis zu dem sich die geschilderten Ereignisse relativ einfach einem historischen Geschehen zuordnen lassen, ab dem dann aber eine Zuordnung nicht mehr möglich ist. Dieser Punkt wird dann mit dem Zeitpunkt der Abfassung der Apokalypse identifiziert.

Grundsätzlich hat aber auch jede Aussage mehrere Bedeutungen: Die wörtliche, und mehrere übertragene. Ist eine Aussage auf der wörtlichen Ebene falsch, kann sie immer noch in einem übertragenen Sinn von Wert sein. (Gleichnis)

 

2. Gliederung

Das Buch ist nicht aus einem Guß. Teile sind in der ersten, andere Teile in der dritten Person geschrieben. Teils hebräisch, teils aramäisch überliefert, mal mit, mal ohne apokryphe Zusätze, wobei die Qumranfunde auch über die der Septuaginta entnommenen Zusätze hinaus weitere Variationen des Daniel-Stoffes bekannt gemacht haben: Man muß davon ausgehen, daß das Werk eine Geschichte hat, gelegentlich variiert oder neu zusammengestellt wurde, bis es irgendwann seine kanonische Form erhalten hatte.

Im Buch Daniel wird etwa derselbe Zeitraum fünfmal prophezeiht, nämlich in
I. 2, 31-45 (Traum + Deutung)
II. 7, 2-27 (Gesicht + Deutung)
III. 8, 3-25 (Gesicht + Deutung)
IV. 9, 24-27 (nur Klartext) und in
V. 11, 2 - 12, 11 (nur Klartext).
(Dan 10,20 lasse ich mal beiseite, obwohl es sich ebenfalls in dieses Schema einordnen läßt)

In fast jeder der fünf (bzw. inclusive der Deutungen acht) Versionen zeigt sich nun - mal mehr, mal weniger vollständig - ungefähr folgendes Muster vom Ablauf des "zukünftigen" Geschehens:
1. erstes Reich (babylonisches)
2. zweites Reich (medo-persisches)
3. drittes Reich (Alexanderreich)
4. viertes Reich (Diadochenreiche, insbesondere das Seleukidenreich)
5. Lästerung des Höchsten, dreieinhalb Zeiten lang
6. Gericht
7. Reich Gottes

3. Deutung auf ein historisches Geschehen

(die römischen Ziffern bezeichnen jeweils die in Abschnitt 2. definierten fünf verschiedenen Versionen der Zukunftsschau)

3.1. Das erste Reich

I.
Dan 2, 32 das goldene Haupt des Kolosses
Dan 2, 38 das goldene Haupt wird auf Nebukadnezar gedeutet

II.
Dan 7,3 das erste Tier, der Löwe mit Adlerflügeln, dem ein menschliches Herz gegeben wurde, könnte mit Hilfe von Dan4,31 auf Nebukadnezar gedeutet werden. In 4,31 wird geschildert, wie Nebukadnezar seinen Verstand zurückerhielt.

III. -

IV. -

V. -

Deutung:
Aus der I. Version folgt klar, daß das erste Reich das babylonische Reich Nebukadnezars ist

3.2. Das zweite Reich

I.
Dan 2, 32 Brust und Arme des Kolosses von Silber
Dan 2, 39 deutet dieses Bild als das auf Nebukadnezar folgende Reich

II.
Dan 7,5 das zweite Tier wird als Bär bechrieben

III.
Dan 8,4 der Widder mit den zwei Hörnern
Dan 8,20 deutet den Widder auf das Medo-Persische Reich

IV. -

V.
Dan 11,2 spricht von vier persischen Königen

Deutung:
Das zweite Reich ist das persische Reich, das nach dem neubabylonischen die Herrschaft über Palästina ausübte.

3.3. Das dritte Reich

I.
Dan 2, 34 die Lenden von Kupfer
Dan 2, 39 werden als das dritte Königreich gedeutet

II.
Dan 7, 6 das dritte Tier: Ein Panther mit vier Flügeln und vier Köpfen

III.
Dan 8, 5-7 der Ziegenbock, einhörnig
Dan 8, 21 deutet den Ziegenbock auf das griechische Reich, das Horn zwischen seinen Augen sei der erste König Griechenlands

IV. -

V.
Dan 11,3 der "mächtige König" dürfte im Zusammenhag des Verses 2 der König von Griechenland sein

Deutung:
Die III. und die V. Version scheinen relativ eindeutig auf das Reich Alexanders des Großen hinzudeuten.
Etwas irritiert die Zahl 4 in der II. Version: Vier Flügel und vier Köpfe. Das scheint eher zum vierten Reich zu passen (siehe dort), wo die Zahl vier ebenfalls eine Rolle spielt. Die Parallelstellen aus Hesekiel 1,27+4 und 1,6 deuten jedoch in eine andere Richtung: Die Herrlichkeit des Herrn hat dort eben diese Eigenschaften: kupfern, vier Flügel, vier Angesichte. Die Beschreibung des dritten Königreichs weckt also sehr positive Assoziationen, viel zu positiv für das vierte Reich.
Zumindest für die Samaritaner war Alexander der Große eine Lichtgestalt, da er ihnen den Bau eines Tempels auf dem Berg Garizim gestattete. Aber auch die Juden konnten sich mit ihm arrangieren: Der antike jüdische Historiker Josephus schreibt in den "Jüdischen Altertümern" (11,8,5), daß Alexander der Große sich vor dem jüdischen Hohepriester ehrfurchtsvoll zu Boden geworfen habe. Nicht ihn (den Hohepriester) hätte er damit angebetet, sondern Gott, dessen höchste Priesterwürde er bekleiden würde. Dem antiken Protokoll gemäß hatte Alexander der Große dann auch im jüdischen Tempel dem jüdischen Gott nach allen Regeln der Kunst ein Opfer dargebracht. Weiter hatte er den Juden das Recht auf freie Ausübung ihrer Religion zugesichert. Man kann wohl sagen, daß mit diesen Ereignissen die positiven Assoziationen eine hinreichende Entsprechung in der Person Alexanders finden. Nicht zuletzt hatte er sich nach Josephus auch als der von Daniel prophezeihte Eroberer des persischen Reiches bezeichnet.

 

3.4. Das vierte Reich

3.4.1. allgemein, die zehn Hörner

I.
Dan 2, 33 Schenkel und Füße des Kolosses teils ausEisen, teils ausTon
Dan 2, 40-43 deutet das auf das vierte Königreich, das ein geteiltes Reich sein würde, zum einen Teil ein starkes, zum anderen Teil ein schwaches Reich.

II.
Dan 7, 7-8 das vierte Tier wäre schrecklich, sehr stark, trüge zehn Hörner und ein elftes, das drei von den zehn ausreißen würde.
Dan 7, 19-24 das vierte Tier wäre das vierte Königreich, 10 Könige (die "Hörner") würden aus ihm hervorgehen und ein elfter drei Könige stürzen.

III.
Dan 8, 8-9 Das eine Horn des Ziegenbocks wird durch vier nachwachsende zerbrochen, deren eines sehr groß wird.
Dan 8, 22-23 liefert diese Deutung: Das griechische Königreich würde in vier Teile zerbrechen, zu deren Ende ein "frecher und verschlagener König" aufkommen würde.

IV. -

V.
Dan 11, 4 Das Reich des mächtigen Königs (der Griechen) würde "in die vier Winde des Himmels zerteilt werden" und dabei nicht den Nachkommen des Königs zukommen.

Deutung:
Das Reich Alexanders des Großen ist nach seinem Tod in die vier Diadochenreiche zerfallen, die nicht von seinen Kindern, sondern von seinen Generälen verwaltet wurden (1.Makk.1,8-9). Nur eines der Diadochenreiche, das Seleukidenreich, hat annähernd die Macht und Ausdehnung des Alexanderreiches erlangt (vgl. 1.Makk1,16ff). Bis zur Abfassung des Danielbuches sind zehn Herrscher und ein elfter aus diesem Reich hervorgegangen:
1. Seleukus I. Nikator (305-281 v.Chr.)
2. Antiochus I. Soter (281-261 v.Chr.)
3. Antiochus II. Theos (261-246 v.Chr.)
4. Seleukus II. Kallinikos (246-225 v.Chr.)
5. Seleukus III. Soter (225-223 v.Chr.)
6. Antiochus III. der Große (223-187 v.Chr)
7. Seleukus IV. Philopator (187-175 v.Chr.),
die alle Sieben Herrscher des Seleukidenreiches waren.
8. Ptolemäus VI. Philometer und
9. Ptolemäus VII. Physkon herrschten in Ägypten und waren wie auch
10. Demetrius I. Soter, der erst später im seleukidischen Reich herrschten konnte, Neffen des Antiochus Epiphanes, der allen dreien zumindest zeitweise das Königtum abgenommen oder gar nicht erst hatte zukommen lassen.
11. Antiochus Epiphanes (175-164 v.Chr.), grausamer Herrscher im Seleukidenreich

3.4.2. Dan 11, 5-43

spiegelt die ständigen Kriege zwischen den Diadochenreichen, insbesondere zwischen den Seleukiden und den Ptolemäern wieder.

Dan 11,5: "Könige des Nordens" sind die Seleukiden, "Könige des Südens" sind die Herrscher über Ägypten, die Ptolemäer

Nach Dan 2,43 und 11,6+17 gab es eine Heiratspolitik zwischen den Diadochenreichen, die von Josephus (zB JA12,4,1 und 13,4,1) zumindest ungefähr bestätigt wird, wobei die in Vers 17 angesprochene Heirat die zwischen der Tochter Antiochus' des Großen namens Kleopatra und Ptolemäus Epiphanes (JA12,4,1) sein dürfte.

Dan 11,18: Hinter dem "Mächtigeren", der den König des Nordens zwingen würde, mit dem Schmähen aufzuhören, könnte man die Römer vermuten, die Antiochus den Großen zum Frieden von Apameia zwangen.

Dan 11,20: "Und an seiner statt wird einer emporkommen, der wird einen Kämmerer das herrliche Land durchziehen lassen, um Abgaben einzutreiben;"
das bezieht sich vermutlich auf Seleukus IV. Philopator, den Nachfolger von Antiochus dem Großen, während dessen Regierungszeit ein gewisser Joseph sowie sein Sohn Hyrkanus Steuern in Judäa eintrieben (Josephus, JA12,4,2-10)
"doch nach einigen Jahren wird er umgebracht werden" heißt es weiter im Buch Daniel, und tatsächlich: Der Nachfolger von Antiochus dem Großen, Seleukus IV. Philopator, ist ermordet worden.

Dan 11,21: "Dann wird an seiner statt emporkommen ein verächtlicher Mensch, dem die Ehre des Thrones nicht zugedacht war. Der wird unerwartet kommen und sich durch Ränke die Herrschaft erschleichen."
Damit ist dann der Nachfolger von Seleukus IV. Philopator, Antiochus IV. Epiphanes gemeint, der die Herrschaft an sich riß, und dabei den rechtmäßigen Thronfolger, den Sohn des Seleukus IV. Philopator, überging.

Dan 11,29-30: Während eines Feldzuges gen Süden wird der König des Nordens durch "Schiffe aus Kittim" zur Umkehr gezwungen. Auf dem Heimweg "ergrimmt" er "gegen den heiligen Bund".
Diese Begebenheit liest sich bei Josephus wie folgt (JA12,5,3): "Als der König Antiochus aus Furcht vor den Römern aus Ägypten abzog, wandte er sich gegen Jerusalem und rückte vor die Stadt im hundertdreiundvierzigsten Jahre der seleukidischen Königsherrschaft (Anm.: die im Jahre 312 vor Christi Geburt ihren Anfang nahm). Er nahm die Stadt ohne Kampf ein, da seine Anhänger ihm die Thore öffneten. Sobald er Jerusalem in seiner Gewalt hatte, liess er viele Angehörige der gegnerischen Partei töten, raubte eine Menge Geld und kehrte dann nach Antiochia zurück."

 

3.5. Lästerung des Höchsten, dreieinhalb Zeiten lang

3.5.1. Die Andersartigkeit des 11. Königs

I.-
II. Dan 7,7 - Dan 7,24
III. Dan 8,25 ("unerwartet")
IV -
V. Dan 11,24: "unerwartet .... er ... wird tun, was weder seine Väter noch seine Vorväter getan haben"

3.5.2. Sein schlechter Charakter

I. -
II. -
III. Dan 8,23+25 frech, verschlagen, Betrug, überheblich
IV. -
V. Dan 11,21+23+27+36 verächtlich, Ränke, erschleichen, listig, verlogen, sich überheben

3.5.3. Lästerung des Höchsten

I. -

II.
Dan 7, 8+20 "ein Maul, das redete große Dinge"
Dan 7, 21 "Und ich sah das Horn (des vierten Tieres, U.G.) kämpfen gegen die Heiligen, und es behielt den Sieg über sie"
Dan 7, 25 "Er (der 11. König, U.G.) wird den Höchsten Lästern und und die Heiligen des Höchsten vernichten und wird sich unterstehen, Festzeiten und Gesetz zu ändern..."

III.
Dan 8, 10-13: zertritt das Heer des Himmels und die Sterne ("Sterne" steht in 5.Mose4,19 oder in Jes.14,12 für heidnische Gottheiten!), Opfer für den Höchsten werden abgeschaftt, sein Tempel verwüstet.
Dan 8, 23-25: Die Frevler nehmen überhand, der "verschlagene König" richtet ungeheures Unheil an, vernichtet die Starken, richtet sich gegen das heilige Volk, wird viele verderben.

IV.
Dan 9, 26-27: ein Gesalbter wird ausgerottet, Stadt und Heiligtum zerstört, vielen wird der Bund schwer gemacht, Opfer abgeschafft, Verwüstung im Heiligtum

V.
Dan 11, 22: der Fürst des Bundes (vermutlich ist der Hohepriester gemeint, U.G.) wird vernichtet
Dan 11, 28 "seinen Sinn richten gegen den heiligen Bund"
Dan 11, 30-37 Grimm gegen den heiligen Bund, Bevorzugung der Ungläubigen, Entweihung des Heiligtums, Abschaffung der Opfer, ungeheurliche Rede gegen Gott, Mißachtung auch der (heidnischen) Götter seiner Väter

Deutung:
Das alles bezieht sich auf die repressiven Maßnahmen von Antiochus Epiphanes, mit denen er einen einheitlichen (griechischen) Kult in seinem Herrschaftsbereich durchsetzen wollte. Diese Maßnahmen betrafen nicht nur die Juden, sondern auch andere ihm unterworfene Völker. U.A. Josephus, JA12,5,4, 1.Makk1 und 2.Makk4-7 berichten ausführlich von diesen Vorfällen, zB in
- 2.Makk4,33-35 von der Ermordung eines Hohepriesters.
- 1.Makk.1,21 Plünderung des Tempels
- 1.Makk.1,41 auch andere Völker sind betroffen
- 1.Makk.1,45 Abschaffung der Opfer
- 1.Makk 1,54 Götzendienst im Tempel
- 1.Makk.1,57-61 Todesstrafe für die Ausübung des traditionellen jüdischen Kultes

3.5.4. dreieinhalb Zeiten

I.-

II.
Dan 7, 25 "Sie werden in seine Hand gegeben werden eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit."

III.
Dan 8,14 "Bis zweitausenddreihundert Abende und Morgen vergangen sind; dann wird das Heiligtum wieder geweiht werden."

IV.
Dan 9,27 vielen würde der Bund eine Woche (Jahrwoche = sieben Jahre) schwer gemacht. "Und in der Mitte der Woche (d.h. nach dreieinhalb Jahren, U.G.) wird er Schlachtopfer und Speisopfer abschaffen"

V.
Dan 12,7 "daß es eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit währen soll;"
Dan 12,11 "Und von der Zeit an, da das tägliche Opfer abgeschafft und das Greuelbild der Verwüstung aufgestellt wird, sind tausendzweihundertneunzig Tage." (= dreieinhalb Jahre, U.G.)
Dan 12,13 "Wohl dem, der da wartet und erreicht tausenddreihundertfünfunddreißig Tage!"

Deutung:
Die Zahlen sind nicht ganz einheitlich, pendeln jedoch um eine Zeitspanne von etwa dreieinhalb Jahren, die von der Verwüstung des Tempels bis zur Errichtung des Gottesreiches durchgehalten werden müßten. Auch die Angaben bei Josephus sind nicht einheitlich. Er nennt in JA,12,7,6 einen Zeitraum von drei Jahren, während derer der Tempel verwüstet dagelegen hätte, in BJ,1,Vorwort,7 und BJ1,1,1 dagegen dreieinhalb Jahre. Das 1.Makkabäer-Buch rechnet von der Errichtung eine Götzenopferaltares im Tempel bis zur Wiedereinweihung gut drei Jahre (1.Makk.1,54 und 1.Makk.4,52). 2.Makk.10,3 redet nur von einer zweijährigen Unterbrechung des Opferkultes.

 

3.6. Gericht

3.6.1. allgemein

I.
Dan 2, 34-35 ein Stein trifft - ohne Zutun von Menschenhand - den Koloss an seinen Füßen. Der Koloß wird dadurch zerstört.
Dan 2, 44-45 deutet wie folgt: Das ewige Gottesreich würde ohne Zutun von Menschenhänden alle vier Königreiche zerstören. Dieses Reich "wird auf kein anderes Volk kommen." (Verbirgt sich hier ein Ausschließlichkeitsanspruch?)

II.
Dan 7, 10-12 Das Gericht wird gehalten, Bücher werden aufgetan, das vierte Tier wird getötet und ins Feuer geworfen, auch die Macht der anderen vier Tiere hat ein Ende
Dan 7, 22+26 Der "Uralte" schafft Recht den Heiligen, Gericht wird gehalten, das vierte Tier verliert seine Macht und wird ganz und gar vernichtet.

III.
Dan 8, 25 "er wird zerbrochen werden ohne Zutun von Menschenhand."

IV.
Dan 9, 27 "bis das Verderben, das beschlossen ist, sich über die Verwüstung ergießen wird."

V.
Dan 11, 45 "es wird mit ihm ein Ende nehmen, und niemand wird ihm helfen."
Dan 12, 2 Auferstehung zum ewigen Leben oder zu ewiger Schmach und Schande

Deutung:
ohne Zutun von Menschenhand: Nach Josephus, JA12,9,1 sowie 1.Makk.6,8-13 und 2.Makk9,11+28 starb Antiochus Epiphanes an einer Krankheit. (Nach 2.Makk.1,16 ist er dagegen ermordet worden, was aber die unwahrscheinlichere Version ist)

Mit Dan 12,2 wird das historische Geschehen metaphysisch umgedeutet. Das qualvolle Verderben des einen (Antiochus Epiphanes) würde alle bösen Menschen bedrohen. Allen Guten würde dagegen das Gottesreich winken. An dieser Stelle sieht man einmal öfter, daß es Daniel nicht um die Vorhersage von bestimmten historischen Ereignissen geht, sondern um viel allgemeingültigere Aussagen.

3.6.2. Der Menschensohn

Dan 7, 13-14
Dan 10, 16+18

Nach Dan 10, 20 könnte man u.U. den Menschensohn als den Zerstörer der Weltreiche sehen, ihn also mit dem Stein aus Dan2 (s.o.) identifizieren (eine muslimische Ansicht).
vgl auch Hesekiel 1,26 und

äthiopischer Henoch, zB. ab Kapitel 46 (Auszüge):

"46,1. Ich sah dort den, der ein Greisenhaupt besitzt, und sein Haupt war weiß wie Wolle (vgl. Dan 7,9 ,U.G.), und bei ihm war ein anderer, dessen Antlitz das eines Menschen war, und sein Angesicht war voll Anmut, ähnlich dem eines heiligen Engels. ... 3.... Dies ist der Menschensohn, der die Gerechtigkeit besitzt, bei dem die Gerechtigkeit wohnt, und der alle Schätze der Geheimnisse offenbart; denn der Herr der Geister hat ihn auserwählt und sein Los übertrifft durch Rechtschaffenheit in Ewigkeit alles vor dem Herrn der Geister. 4. Dieser Menschensohn, den du sahest, macht die Könige und Machthaber von ihren Lagern und die Starken von ihren Thronen aufstehen; er löst die Zügel der Starken und zermalmt der Sünder Zähne. 5. Er verstößt die Könige von ihren Thronen und aus ihren Reichen, weil sie ihn nicht erheben und preisen noch dankbar anerkennen, woher ihnen das Königtum verliehen ward. .... 47,3 ....Bücher der Lebendigen aufgeschlagen .... 48,4. ... er wird das Licht der Völker und die Hoffnung der Betrübten sein ... 51,1. In jenen Tagen gibt die Erde ihr Anvertrautes zurück... 2. Er wird die gerechten und Heiligen unter ihnen auswählen ... 5. in jenen Tagen erhebt sich der Auserwählte und die Erde freut sich und die Gerechten wohnen auf ihr. ..."

Damit wird zum nächsten Punkt übergeleitet, gemäß der Verse der Version II. dort (Dan. 7,14+27) könnte der Menschensohn auch mit der Menge der Heiligen identifiziert werden.

 

3.7. Reich Gottes

I.
Dan 2, 35 "Der Stein aber, der das Bild zerschlug, wurde zu einem großen Berg, so daß er die ganze Welt erfüllte."
Dan 2, 44 "wird der Gott des Himmels ein Reich aufrichten, das nimmermehr zerstört wird; und sein Reich wird auf kein anderes Volk kommen."

II.
Dan 7,14 "gab ihm (dem Menschensohn, U.G.) Macht, Ehre und Reich, daß ihm alle Völker und Leute aus aus so vielen verschiedenen Sprachen dienen sollten. Seine Macht ist ewig und vergeht nicht, und sein Reich hat kein Ende."
Dan 7,27 "Aber das Reich und die Macht und die Gewalt über die Königreiche unter dem ganzen Himmel wird dem Volk der Heiligen des Höchsten gegeben werden, dessen Reich ewig ist, und alle Mächte werden ihm dienen und gehorchen."

III.
Dan 8,14 "dann wird das Heiligtum wieder geweiht werden."

IV.
Dan 9, 24 "dann wird dem Frevel ein Ende gemacht und die Sünde abgetan und die Schuld gesühnt, und es wird ewige Gerechtigkeit gebracht und Gesicht und Weissagung erfüllt und das Allerheiligste gesalbt werden."

V.
Dan 12, 1-3 "wird dein Volk errettet werden, alle, die im Buch geschrieben stehen. 2. Und viele, die unter der Erde schlafen liegen, werden aufwachen .... 3. Und die da lehren, werden leuchten wie des Himmels Glanz, und die viele zur Gerechtigkeit weisen, wie dei Sterne immer und ewiglich."

Deutung:
Das "Reich Gottes" ist nun gänzlich unhistorisch:
- Das Seleukidenreich hat auch nach Antiochus Epiphanes noch weiterexistiert.
- Wo ist der Gerechte, der Menschensohn, dem die Könige aller Völker huldigen? Sein ewiges Weltreich?
- Das Ende aller Sünde und Schuld ist nun wirklich noch nicht auf Erden eingetreten.
- allein die Wiedereinweihung des Tempels hat sich bewahrheitet.

 

3.8. Geheimhaltungsvorschriften, Zeitpunkt der Abfassung

Damit ist hier der Zeitpunkt der Abfasung des Danielbuches bestimmt: Bis zur Einweihung des Tempels lassen sich fast alle Vorhersagen auf historische Ereignisse beziehen, weitergehende Vorhersagen haben dagegen keine historischen Entsprechungen. Der Tempel wurde 164 v.Chr. wieder eingeweiht, und das ist somit auch der Zeitpunkt der Abfassung oder der Endredaktion des Buches Daniel.

Dan 8,26 - Dan 12,4 - Dan 12,9
Der Inhalt des Buches Daniel sollte erst zur "letzten Zeit" veröffentlicht werden. Haben sich die Hüter dieses Werken an diese Vorschrift gehalten, so ist es vollkommen unmöglich, daß bereits Alexander der Große vom Buch Daniel Kenntnis hatte (siehe oben). Vermutlich hatte niemand vor der Einweihung des Tempels Kenntnis von diesem Werk (eben weil es noch nicht geschrieben war, allenfalls sind ein paar lose Danielgeschichten im Umlauf gewesen), und die Geheimhaltungsvorschriften sollten diesen Sachverhalt halbwegs plausibel erklären.

Auch Unstimmigkeiten in der Darstellung der babylonischen und persischen Geschichte legen den Verdacht nahe, daß der Autor des Danielbuches nicht in dieser Zeit gelebt hatte.
- Dan 5,2 Belsazar war nicht der Sohn Nebukadnezars.
- Dan 6,1-2 Wenn Daniel 605 v.Chr. nach Babylonien verschleppt worden ist (nach Dan 1,1-6), kann in Dan 6,1-2 nur Darius I. (521-486 v.Chr.) gemeint sein. Auf ihn sollen jedoch die Daten, die Daniel am Anfang des 6. Kapitles nennt, nicht passen. Überhaupt wäre Daniel dann als 100-Jähriger Statthalter einer Satrapie gewesen. Das ist zwar möglich, aber doch sehr unwahrscheinlich.
- In Dan11,1 ist dagegen, wie man dem folgenden Vers entnehmen kann, Darius II. (424-404 v.Chr.) gemeint, denn der vierte Herrscher nach ihm (Darius III.) ist von Alexander dem Großen besiegt worden. Nun müßte Daniel gar das biblische Alter von 200 Jahren erreicht haben.
- In Vers 9,1 wird Darius als Sohn von Xerxes bezeichnet, dabei war es genau andersherum: Xerxes war ein Sohn des Darius. Zudem war es Cyrus der II., der das Reich der Chaldäer eroberte; das ist weder Xerxes' noch Darius' Leistung, wie es der Vers 9,1 nahelegen möchte. Ein solcher Fauxpas wäre einem Daniel, der ein hoher Beamter des Darius war (vgl. Dan6,3), kaum unterlaufen.

Diese Schwierigkeit leitet zum nächsten Abschnitt über:

3.9. Ein paar Spekulationen zu Daniel 9,24ff

Nach Jeremia 25 oder 29 beginnen die 70 Jahre (Dan9,2) mit dem ersten Exil 597 v.Chr., müßten also 527 v.Chr. enden. Warum erinnert sich Daniel erst im Jahr 521 v.Chr. (nach Dan9,1-2 das erste Regierungsjahr von Darius) an das Ende der 70 Jahre, zumal schon im Jahre 538 v.Chr. mit dem Wiederaufbau Jerusalems und des Tempels begonnen wurde?

Ersetzt man nun im biblischen Text den Namen Darius durch Kambyses und Xerxes durch Cyrus, so würde der Zusammenhang stimmen: Kambysus war der Sohn von Cyrus und sein Nachfolger auf dem Thron Persiens. Cyrus erlangte die Herrschft über die Chaldäer. Und im ersten Jahr des Kambysus, nämlich 529-528 v.Chr. war es Zeit, sich auf das Ende der 70 Jahre zu besinnen. Das Jahr 527 v.Chr. stand unmittelbar bevor.

Problem dieser Deutung ist, daß mit dem Wiederaufbau des Tempels bereits 538 v.Chr. begonnen wurde und daß die Einweihung erst 515v.Chr. stattfand. Es gibt - soweit ich im Moment sehe - kein hervorstechendes Ereignis, das das Ende der 70 Jahre markieren würde.

Da sich also die 70-Jahre-Prophezeihung Jeremias nicht recht erfüllt hatte, mußte sie neu interpretiert werden. Vielleicht ist Dan9,24ff ein entsprechender Versuch:

- die siebzig (Jahr-)Wochen Dan9,24f wären mit der in 2.Kö.21,12ff angesprochenen Strafe zu identifizieren.
- Der Zeitpunkt, ab dem sich Jerusalem im permanenten Wiederaufbau befindet (Dan9,25) könnte die Rückkehr des Königs Manasse aus seiner babylonischen Gefangenschaft (2.Chr.33,13) sein. Ab diesem Datum wären also die 70 Wochen zu zählen. Da die Wiedereinweihung 164vChr stattfand, müsste man es auf 164+7x70 = 654vChr berechnen. - Der Gesalbte, der sieben Wochen (=49Jahre) nach diesem Datum auftritt (Dan9,25), wäre dann Jeremia, der exakt 605vChr seine gesammelten Werke den Regierenden übergab (Jer.36,1ff).  

Alternativ:

In Dan 9, 25 wird der erste Gesalbte als "Fürst" bezeichnet. Das paßt vielleicht nicht so gut zu Jeremia. Vielleicht ist hier eher Nebukadnezar gemeint, der an anderer Stelle als Knecht Gottes gesehen wird. ("Gesalbter" kann aber auch im weltlichen Sinn als "König" verstanden werden.) Um 605 vChr ist Daniel jedenfalls von Nebukadnezar nach Babylon entführt worden (Dan1,1).

Auf jeden Fall sind unter dem Menschensohn Dan 7,13 sowie den beiden Gesalbten aus Dan 9, 25+26 drei verschiedene Personen zu verstehen.

 

4. Umdeutungen durch Jesus, die Offenbarung des Johannes, den Talmud, den Islam und die ZJ

Mt 24,15: "Wenn ihr nun den Greuel der Verwüstung, von dem durch Daniel, den Propheten, geredet ist, an heiliger Stätte stehen seht - wer es liest, der merke auf"
(und viele indirekte Bezüge auf Daniel)

Jesus arbeitet die Wahrheit (Naherwartung s.o.) des Danielbuches heraus, indem er die Prophezeihungen neu (neu vermutlich nur für den Leser der Bibel) auf ein unmittelbar in der Nähe liegendes Geschehen bezieht.

Wie gesagt, es kommt bei religiösen Aussagen weniger darauf an, ob sie etwas richtig darstellen (etwa ob es den verlorenen Sohn real gegeben hat), sondern ob sie die Menschen glücklich machen, ob sie das Seelenleben entsprechend modulieren können, daß die Menschen sich Gott zuwenden. Es ist von daher unwichtig, ob Jesus die Prophezeihungen des Danielbuches auf andere historische Ereignisse bezieht als auf jene, auf die sie ursprünglich gemünzt waren. Jene ursprünglich gemeinten Ereignisse waren den Menschen damals wohl bekannt, berührten sie jedoch kaum noch. Sollte der Stoff des Danielbuches den Menschen dennoch nahe gebracht werden, mußte er aufgearbeitet werden: Seleukidische Könige, unter denen sich keiner mehr so richtig was vorstellen konnte, wurden (in der Deutung) durch römische ersetzt, und schon bekam der Stoff einen ganz lebensnahen, unmittelbar berührenden Bezug für die Menschen.
In etwa vergleichbar ist es z.B., wenn heutzutage biblische Stoffe modern aufgearbeitet werden. So ist auf dem Expo im Pavillon des CVJM eine aufgepeppte Version der Geschichte vom verlorenen Sohn gezeigt worden. Da "zog" der Sohn nicht über das Land, sondern brauste mit einem tollen Motorrad durch die Geschichte. Statt Schweinetrog gab es eine Müllhalde (oder war's ein Abwasserkanal?), ... und dergleichen Veränderungen mehr. Sind die Worte Jesu damit entstellt worden? Oder sind sie nicht vielmehr zugänglicher gemacht worden?

Ähnlich auch die Offenbarung des Johannes:

Offb. 13,1-2: " Und ich sah aus dem Meer ein Tier aufsteigen, das zehn Hörner und sieben Köpfe hatte, und auf seinen Hörnern zehn Diademe und auf seinen Köpfen Namen der Lästerung. Und das Tier, das ich sah, war gleich einem Panther und seine Füße wie die eines Bären und sein Maul wie eines Löwen Maul. Und der Drache gab ihm seine Kraft und seinen Thron und große Macht."
(und viele weitere Bezüge)

Dieses Tier trägt die Züge der apokalyptischen Tiere aus Dan. 7, 4-7, meint im Zusammenhang der Offenbarung aber das römische Reich.

Auch der Talmud (Awoda sara 2) bringt zB. Dan 7, 23 mit Rom in Zusammenhang,

stellt auf der anderen Seite aber auch fest, daß alle Endzeittermine vorüber seien (Sanhedrin 97b) und man von daher nicht auf ein universelles Gottesreich warten solle, sondern es vielmehr auf die individuelle Umkehr ankomme.

Alle diese Umdeutungen - so widersprüchlich sie sind - treffen unvermindert den Kern der Botschaft des Danielbuches: Die Ausrichtung des Menschen auf Gott hin, seine Reinigung und Läuterung (Dan12,10).

Das gilt auch für den Islam: Muslime identifizieren m.W. den Menschensohn mit Mohammed und das Gottesreich mit dem Islam, was ebenfalls eine "Aktualisierung" darstellt.

Auch die Zeugen Jehovas geben den Prophezeihungen Daniels gerne einen aktuellen Bezug. Link s.u.

5. Links und Literatur

auch wenn ich nicht in allen Punkten den Inhalten zustimme:

Zur Daniel-Auslegung der Zeugen Jehovas
ein Überblick über die Geschichte Palästinas in der hellenistischen Zeit (Anzumerken ist, daß es nicht drei, sondern - wenn man das Reich des Lysimachos extra zählt - vier Diadochenreiche gegeben hatte.)

Pinchas Lapide: Ist die Bibel richtig übersetzt, GTB 1415

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erstellt: 2001 letzte Änderung: 24.7.2001